TVR 3000M mit V8-Restaurierung
Im zweiten Anlauf

TVR 3000M mit V8-Restaurierung
Im zweiten Anlauf

Ein zum Restaurieren angebotener TVR 3000M mit V8-Motor weckte einst das Interesse von Alfons Rubbert. Damals fehlte ihm das Geld zum Kauf. Doch einige Zeit später klappte der Deal.

Alfons Rubbert restaurierte seinen TVR 3000 M mehr als zehn Jahre lang, bis die erste Ausfahrt glückte.

Der Lieblingshit von Alfons Rubbert aus Kall in der Nordeifel ist das Grollen eines V8. Doch die Unterhaltskosten für Autos mit solch üppiger Antriebsquelle liegen auf hohem Niveau. Daher konnte sich Rubbert in der Vergangenheit nur vorübergehend einen Wagen mit dieser herrlichen Geräuschkulisse leisten: einen gebrauchten Mercedes 420 SEL für kleines Geld, den er auf Gasbetrieb umrüsten ließ.

Holpriger Anfang und zehn Jahre Restaurierung

Die S-Klasse war längst verkauft, als ein Inserat in einer Fachzeitschrift die alte Leidenschaft erneut aufflammen ließ. Nicht weit von Rubberts Heimatort entfernt stand ein TVR 3000M zum Verkauf – umgebaut auf Rover-V8-Motor. Die britische Marke TVR fand Rubbert interessant, seit er einen Bericht darüber gelesen hatte. So machte er sich umgehend auf den Weg, um den TVR anzuschauen.
Es handelte sich um ein Restaurierungsobjekt, das er sich aber trotzdem nicht leisten konnte, weil er kurz zuvor einen Panther Lima gekauft hatte. „Der Verkäufer des TVR 3000M war darüber nicht besonders glücklich und fragte mich, warum ich ihm die Zeit stehle“, erinnert sich der V8-Fan.
Gut ein Jahr später, der Panther Lima war verkauft, stolperte Rubbert über das gleiche Inserat. Offenbar war der TVR 3000M mit Rover-V8 noch zu haben, und diesmal erwarb er ihn. „Der Motor lag nur lose im Rahmen und die Karosserie unbefestigt obendrauf“, erzählt Rubbert, zeigte sich aber dank der überschaubaren Technik optimistisch: „Ich dachte mir, das kriegst du schon hin.“
Mehrmals fuhr er mit einem Ford Transit hin und her, bis er alle Teile des TVR 3000M in seine gemietete Halle geholt hatte, wo er nach Herzenslust schrauben konnte. Damals war noch nicht absehbar, dass sich die Restaurierung über gut zehn Jahre hinziehen würde.

Unbekannte Vorgeschichte und V8-Motor mit Mängeln

Über die Vorgeschichte des TVR 3000M war nichts bekannt. Die Karosse gehörte möglicherweise nicht zu dem erworbenen Rahmen, aber zu dem Rahmen existierte ein Brief, in dem ein Motor mit 3,5 Liter Hubraum eingetragen war. Seltsamerweise fehlten aber die Halterungen für den einfach im Rahmen liegenden Rover-V8.
Rubbert, gelernter Maschinenschlosser und als Maschinentechniker tätig, besorgte sich einen Motorkran, Winkeleisen und ein Schweißgerät und positionierte die Maschine im Rahmen des TVR 3000M so, dass die Haube gerade über die Vergaser passte.
Da er nichts über den Zustand des Rover-V8 wusste, ließ er ihn einfach mal zur Probe laufen. Ein Benzinkanister übernahm dabei die Rolle des Tanks. Der Motor sprang sofort an und lief rund. Rubbert demontierte den Ventildeckel, und nun bemerkte er unterschiedliche Hübe der Kipphebel. Außerdem waren alle Innereien von einer dicken schwarzen Ölkruste überzogen.
Es stellte sich heraus, dass die Nockenwelle und die Hydrostößel total verschlissen waren. Die anderen Teile des zerlegten Rover-Motors ließ er in einem Fachbetrieb von der hartnäckigen Ölkruste befreien, dann baute er die Maschine mit neuen Stößeln, neuer Nockenwelle und neuen Kurbelwellenlagern wieder zusammen.

Vergaser-Vorbild MGB GT V8

Doch dann ergab sich ein weiteres Problem. Die Ölwanne des Motors hatte zu wenig Bodenfreiheit. Sie abzuändern machte allerdings keinen Sinn, weil das sich anschließende Rover-Fünfgang-Getriebe ebenfalls zu knapp über der Straße lag. Rubbert musste die komplette Antriebseinheit seines TVR 3000M höher setzen, aber nun passten die SU-Vergaser nicht mehr unter die Motorhaube.
„Ich wusste, dass beim MGB GT V8, in dem ebenfalls ein Rover-Motor montiert ist, die Vergaser zur Spritzwand hin verlegt sind“, verrät Rubbert, woher seine Idee für die Lösung des Problems kam. Und so siedelte er mit Hilfe zweier selbstgebauter Ansaugrohre mit Flansch die Vergaser in Richtung Spritzwand um – eine der vielen zeitaufwändigen Aktionen, die im Rahmen der TVR 3000M-Restaurierung zu meistern waren.

Löcher in Rahmen und Karosserie flicken

Nun aber baute Rubbert den Motor wieder aus und gab den von allen Teilen befreiten Rahmen des TVR 3000M zum Sandstrahlen. Danach musste er einige durchgerostete Rohrstücke heraustrennen und durch neue ersetzen, bevor er den Rahmen wieder lackieren konnte. Im nächsten Schritt baute der eifrige Schrauber wieder das Chassis auf, wobei Radlager, Spurstangengelenke oder Gummis ersetzt wurden. Die Bremssättel zerlegte Rubbert und ließ sie sandstrahlen und verzinken.
Sogar an das Zerlegen des Differenzials traute er sich, dem er neue Lager spendierte. „Nur das Getriebe und die Instrumente habe ich nicht zerlegt“, sagt Rubbert. Bei der Aufarbeitung der Karosserie seines TVR 3000M setzte er auf die Hilfe eines Lackierers, mit dem er das weitere Vorgehen besprach, nachdem er einige Löcher zu laminiert hatte. Der machte ein günstiges Angebot für die komplette Aufarbeitung, nahm die Karosse mit und brachte irgendwann die auf Rubberts Wunsch hin in Iceblue lackierte Kunststoffhülle wieder zurück.
Nun ging es ans Montieren. Hilfreich war, dass beim Kauf des TVR 3000M bereits eine an den V8-Antrieb abgestimmte Kardanwelle sowie an die beengten Einbauverhältnisse angepasste Auspuffkrümmer dabei waren.
Aber Rubbert musste zum Beispiel mangels Hebebühne oder Grube in mühsamer Kriecharbeit einen neuen Auspuff für den TVR 3000M kreieren, und mangels vorhandener Altteile musste er auch eine neue Elektrik mit Kabelbaum, Relais und Sicherungen aus dem Nichts zaubern, wobei er sich den Schaltplan eines Triumph Spitfire als Muster hernahm.

Erste Probefahrt endet mit Feuer

Für seelische und praktische Unterstützung sorgte zwischendurch immer mal wieder Sohn Markus. Doch kein Seelsorger der Welt konnte ihn an jenem Tag trösten, als er die erste Probefahrt im TVR 3000M plante. Rubbert kam mit seinen Arbeiten nicht so voran wie gedacht und beschränkte sich daher am Abend auf einen Probelauf des Wagens im Stand vor der Halle. Plötzlich sah er Rauch und Flammen unter der Haube. Flugs schaltete er den Motor aus, und mit einem Eimer Wasser konnte er das Feuer löschen.
Die Öldruckleitung war zu dicht an den Auspuff gekommen und begann zu schmelzen – das austretende Öl hatte sich entzündet. „Aus Frust stellte ich den TVR 3000M ein paar Wochen in die Ecke“, erinnert sich Rubbert. Doch dann beseitigte er die zum Glück geringen Schäden und vollendete sein Werk. Seit einigen Monaten genießt er nun den V8-Sound in vollen Zügen.


Aus der Motor Klassik, Ausgabe 03/2012 Text: Bernd Woytal / Fotos: FACT

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